Code of Product

Der Begriff CODE OF PRODUCT (COP) existiert offiziell nicht. Er ist eine politische Forderung von Lisa Muhr (Mitgründerin und Vorständin der GÖTTIN DES GLÜCKS eG.) - zumindest für den europäischen Raum. Der COP ist eine Anspielung an den bekannten und von vielen Unternehmen verwendeten "Code of Conduct“ und soll im Gegensatz dazu tatsächliche Transparenz sowie soziale und ökologische Mindeststandards für alle Produkte, die in den europäischen Wirtschaftsraum importiert werden, festlegen. 

Code of Conduct

Der „Code of Conduct“ ist eine freiwillige Auflistung an Aktivitäten, die ein Unternehmen unternimmt, um nachhaltig zu agieren. Es gibt dazu keinen einheitlichen Standard, keine Verpflichtung zu Mindeststandards bzw. zur nachweislichen Erfüllung der selbst auferlegten Standards. Die Konsequenz daraus ist, dass sich viele Unternehmen nicht an den eigenen „Code of Conduct“ halten. Oftmals missbrauchen Unternehmen den „Code of Conduct“ für strategische „Green Washing“ Aktivitäten, das heißt, sie stellen sich „grüner“ dar als sie sind, um daraus Kapital zu schlagen. Ein „Code of Conduct“ stellt also keine Qualitätssicherung dar und kann daher weder ein Maßstab für Glaubwürdigkeit noch für Transparenz im Sinne von ehrlicher und ganzheitlicher Nachhaltigkeit sein. Es gibt zahlreiche Dokumentationen über die mißbräuchliche Verwendung des "Code od Conduct" bzw. die "Green Washing" Aktionen, die namhafte Unternehmen damit tätigen. Eine gute Informationsquelle dazu findet ihr zum Beispiel auf den Seiten der NGO Südwind mit ihrer Clean Clothes Campaign.

Unsere Literaturempfehlung dazu: Schwarzbuch Markenfirmen von Klaus Werner Lobo und Hans Weiss, 3. Auflage erschienen 2016 im Ullstein Verlag (ISBN-10: 9783548376189)

CODE OF PRODUCT (COP)

Im Gegensatz dazu steht der CODE OF PRODUCT (COP). Er fordert Mindeststandards für JEDES Produkt, das aus dem außereuropäischen Raum in den europäischen Markt importiert und hier verkauft werden soll. Die Mindeststandards könnten sich in den verschiedenen Produktgruppen bzw. Branchen unterscheiden. Eine gemeinsame, verpflichtende Basis an grundlegenden Anforderungen sollte jedoch für alle gelten.

Lisa Muhr schlägt die folgenden Parameter für eine gemeinsame, verpflichtende Basis an grundlegenden Anforderungen für alle Produktgruppen vor:

  1. Einhaltung der ILO Kernarbeitsnormen
  2. Einhaltung der REACH Chemikalienverordnung
  3. Listung aller Zutaten am Produkt
  4. Listung aller Produktions- und Zulieferbetriebe entlang der gesamten Produktionskette (Tracking, QR Code)

Die Hintergründe des CODE OF PRODUCT

Im Moment gibt es de facto keine Regeln, wie Produkte aus dem außereuropäischen Raum, die nach Europa importiert werden, beschaffen sein müssen. Es gilt das sogenannte „Ursprungsprinzip“: Unternehmen müssen die gesetzlichen Regeln des Landes einhalten, in dem sie produzieren. Es ist bekannt, dass die Gesetze zum Beispiel in Bangladesch zu einem großen Teil von der Industrie und den großen Unternehmen gemacht werden und dass der Staat so verschuldet ist, dass er sich keine sozialen oder ökologischen Auflagen „leisten“ kann bzw. will. Das Ergebnis sind katastrophale soziale Zustände für die Arbeiter*innen und Billigstprodukte, die höchst umweltschädlich sind.

Im Gegensatz dazu müssen alle Unternehmen, die innerhalb Europas produzieren, strenge Auflagen wie die REACH Chemikalienverordnung, arbeitsrechtliche und kollektivvertragliche Standards und dergleichen erfüllen. Das benachteiligt europäische Produktionsstandorte immens, indem es das Preisgefüge zerstört und den Wettbewerb verzerrt. Der CODE OF PRODUCT könnte dieses Ungleichgewicht zu einem gewissen Teil ausgleichen.

Wenn Produkte, die in Übersee für den europäischen Markt produziert werden, zwingend die definierten sozialen und ökologischen Mindeststandards einhalten müssten,

  • würde sich das Preisverhältnis ändern,
  • die Arbeitsbedingungen der Menschen in den Produktionsländern des Südens würden sich verbessern,
  • die Umweltverträglichkeit der jeweiligen Produktionen würde sich verbessern
  • und damit würde die globale Umweltbilanz wesentlich besser ausfallen.

Der CODE OF PRODUCT könnte ein relevanter Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel sein. Europa müsste sich trauen, diesen mutigen Schritt im Weltmarkt zu setzen in der Überzeugung, dass in Zeiten der Klimakrise andere Nationen und Kontinente ähnliche Maßnahmen ergreifen werden müssen. Es bleibt uns gar nichts anderes übrig, wenn wir auf diesem Planeten überleben wollen. Es ist nur eine Frage der Zeit, wer den ersten Schritt setzt.

Der CODE OF PRODUCT alleine wird mit seinen Mindestanforderungen jedoch nicht in der Lage sein, das Ungleichgewicht am sogenannten "freien" Markt  komplett auszugleichen. Um das große Ziel (die Vision der Göttin des Glücks) zu erreichen, dass fair hergestellte Produkte eines Tages tatsächlich günstiger am Markt angeboten werden können als ausbeuterisch hergestellte, bräuchte es noch zusätzliche, wesentliche Veränderungshebel:

  • ein Steuer- und Förderungssystem, das die Grundlage und Anreize für faires Wirtschaften bietet,
  • ein anderes Bewertungssystem von wirtschaftlichem Erfolg für Unternehmen: zum Beispiel Gemeinwohl- Bilanz (in Ergänzung zur finanziellen Bilanz),
  • eine andere Bewertungsmethodik für die Wohlstandsmessung von Staaten jenseits des BIP (Bruttoinlandsprodukt), das die sozialen und ökologischen Faktoren mit integriert,
  • die verpflichtende Einberechnung der "wahren Kosten" eines Produktes in den Preis und die transparente Offenlegung dieser Kosten direkt am Produkt.

All diesen Themen werden wir uns noch ausführlich auf unserem Blog widmen.

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